Das mag eine reißerische Überschrift sein, aber ich bin jüngst über dieses Thema etwas ins Grübeln gekommen. Es ist zwar etwas ziemlich Persönliches, aber ich muss es mir jetzt einfach mal von der Seele schreiben.

Warum ich überhaupt ins Nachdenken kam

Gut, wo soll ich anfangen? Ich hatte vor kurzem eine ganze Zeit lang immens schlechte Laune. Die gipfelte in zwei aufeinander folgenden Tagen, in denen mir fast durchgehend einfach nur zum Heulen war. Ich war gerade auf der Arbeit und auf einmal unheimlich niedergeschlagen, sodass ich mich kurz auf die Toilette flüchten und frische Luft einatmen musste, um nicht komplett in Tränen auszubrechen. Es gab keinen speziellen Grund, noch war sonst irgendetwas passiert, dem sich meine Verfassung zuschreiben ließ. Schon vor geraumer Zeit bin ich beim Stöbern auf ein YouTube-Video gestoßen, in dem von den Erfahrungen mit dem Absetzen der Anti-Baby-Pille berichtet wurde. Ich fand mich in den Schilderungen der jungen Frau total wieder, dachte noch so „Irgendwann probier ich das mal aus“ und vergaß es auch schnell wieder.

Bis eben letzte Woche. Solch miese Laune war ich schlichtweg nicht mehr gewohnt und es machte mir ein Stück weit Angst. Nun muss man vielleicht wissen, dass ich bereits in meiner Jugend mit dem ein oder anderen psychischen Problem zu kämpfen hatte, welche aber nie genauer therapiert wurden. Ich habe mich buchstäblich selbst aus dem Schlamassel gezogen. Doch man kann sich vorstellen, wenn man sich nach so langer Zeit wieder in derartiger Stimmung befindet, erschreckt einen das ganz schön. Da ich inzwischen in puncto Selbstliebe und -fürsorge ein ganzes Stück gereift bin, habe ich mir – nach einem wunderbar heilsamen Gespräch mit meinem Freund – also überlegt, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, woran das liegen könnte.

Eine bittere Pille

Im Nachhinein fallen mir immer mal wieder Episoden ein, in denen ich schlecht gelaunt war (natürlich ist das jeder mal, aber ich werde da sofort hellhörig bei mir) und in denen mir alles zu viel war, ich mir zu viel war. Ich hatte das Gefühl, mich zu verlieren und irgendwie nicht ganz da zu sein. Gepaart war das Ganze stets mit einem vermehrten Drang zu essen, natürlich nicht unbedingt nur gesunde Dinge. Daraus folgte – nicht verwunderlich – dass die Klamotten nicht mehr so passten und ich mich noch schlechter gefühlt habe. Erst kürzlich gelang mir dann aber, einen mutmaßlichen Zusammenhang mit der Einnahme der Pille herzustellen. Denn immer so ab Mitte des Zyklus (der ja durch Einnahme der Pille gar kein richtiger Zyklus ist, man ist quasi durchgehend scheinschwanger) ging es stetig mit der Laune bergab, bis es dann wenige Tage, nachdem ich die letzte Pille des Blisters genommen hatte, deutlich besser wurde.

Mein Freund kann da auch schon lange ein Lied von singen. Er ist derjenige, der meine Launen zum Großteil abbekommt. Das tut mir während ich irgendetwas Unnötiges oder Provokantes sage schon leid, aber ändern kann ich es irgendwie trotzdem selten. Es fühlt sich an, als wäre ich nicht ich selbst, als wäre ich fremdgesteuert. Ich rege mich manchmal über total unsinnige Dinge auf und versteh es selbst nicht.

Ich nehme die Pille mittlerweile schon ziemlich genau 10 Jahre. Das heißt, ich kenne die erwachsene Jana eigentlich gar nicht ohne. Erschreckend, oder? Zwischendurch hatte ich sie zwar schon einmal für einen kürzeren Zeitraum abgesetzt (der Grund: ich wollte gucken, ob das mit dem Abnehmen besser funktioniert – facepalm), aber so richtig erinnern kann ich mich an die Zeit nicht mehr. Das dürfte schon etwa 5 Jahre her sein. Um es kurz zu machen: ich werde die Pille erneut absetzen. Diesmal mit der Intention, sie nie wieder zu nehmen.

Weil ich es mir wert bin

Durch das ganze Thema rund ums intuitive Essen und Leben habe ich einen anderen Blick auf die Dinge gewonnen. Ich glaube einfach nicht, dass die stetige Zufuhr von Hormonen auf so lange Dauer gesund sein kann. Außerdem sagt mir mein Bauchgefühl, dass die Zeit einfach reif ist, meinen Körper nicht mehr durch künstliche Hormone zu verstellen. Ich will wissen, wie er ist, wenn er wirklich und zu 100% er selbst sein kann. Mit allem was dazu gehört. Natürlich habe ich Respekt vor den drohenden Folgen. Meine Haut war noch nie wirklich gut, ich hatte früher ziemlich starke Akne und bin zum ersten Mal zufrieden damit. Wahrscheinlich nicht mehr lange. Das ist es mir aber irgendwie inzwischen wert.

Natürlich muss auch das alles nicht unbedingt an der Pille liegen, das ist mir durchaus bewusst. Dennoch möchte ich schauen, wo mich diese Entscheidung hinführt, wie sich mein Körper und meine Psyche verändern, will einfach schauen, was passiert. Nachdem ich nun übers Wochenende etliche Erfahrungsberichte gelesen, weitere Videos auf YouTube und einen stern.tv-Bericht gesehen habe, bin ich nun der festen Überzeugung, dass es einen Versuch wert ist. Fast durchweg waren die Resümees einige Zeit nach dem Absetzen positiv. Morgen, am Montag, müsste ich den neuen Blister anfangen. Tag 1 meiner Zeit ohne Pille. Ich werde euch natürlich auf dem Laufenden halten und ab und zu einen kleinen Zwischenbericht geben. So richtig abschließend sagen kann man wahrscheinlich frühestens in einem halben oder ganzen Jahr. Falls jemand von euch da draußen Erfahrungen mit diesem Thema hat, bitte teilt sie mir gerne mit.

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